Berufliche Krisen

Wohl in jedem Berufsleben gibt es Krisen. Vielleicht sind nicht alle so existenziell wie die nachfolgend skizzierten:

  1. DKD-Krise: Die Deutsche Klinik für Diagnostik wurde als AG gegründet mit 51% der Aktien bei Siemens UBmed. Die AG wurde rasch (ab 1971) insolvent und Siemens zog sich zurück. Ein Triumvirat (einer davon war ich als Prokurist der AG) kämpfte um das Überleben der Institution, letztlich erfolgreich. (Vgl. auch baik.de, 50 Jahre DKD)
  2. DIPAS-Krise: Gleichzeitig versuchte das 'Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung der Bundesrepublik Deutschland (ZI)'  mich und DIPAS aus der weiteren Bundesförderung auszuschließen, obwohl DIPAS erfolgreich war. Die DKD lehnte auf Bitten des ZI  die weitere Projektträgerschaft ab. Das Projekt wechselte zu den Städtischen Kliniken Wiesbaden. Meine Mitarbeiter mussten mit z.T extrem kurzfristigen Verträgen weiteratbeiten. Dankbar bin ich dem Sachverständigenkreis 'Datenverarbeitung in der Medizin' des Bundesminiters für Forschung und Technologie (BMFT): Er verhinderte das totale Förderungsende für meine Arbeitsgruppe. DIADEM wurde als Nachfolgeprojekt von DIPAS  neben dem Großprojekt DOMINIG genehmigt. Ich hatte zwar im Auftrag der 'Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV)' den erfolgreichen Antrag für DOMING III geschrieben: Arzt-Kommunikations und Auskunfts-System (AKAS), wurde aber vom inzwischen gegründeten 'Zentralinistutur für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (ZI)' an der Förderung nicht beteiligt. Realisiert wurde übrigens nur Verwaltungsunterstützung, nicht die aktive elektronische Patientenakte, die in AKAS konzipiert war auf dem Boden der Ergebnisse von DIPAS.
  3. OPS-Krise: 1993 nahm das DIMDI Kontakt zu mir auf mit der Frage, ob ich in der Lage sei, den Prozedurenschlüssel der WHO zu übersetzen. Ich hatte damals gerade für die Übersetzung von Octo Barnetts DXplain das Übersetzungsprogram TRANSOFT  von G.W.Moore für Deutsch als Zielsprache angepasst. Die DXplain-Übersetzung wurde auf der Medica 1993 präsentiert. Der Leiter des DIMDI und der Geschäftsführer besuchten mich dort in Düsseldorf. Sie gaben mir den Auftrag, mit Hilfe der Fachgesellschaften möglichst rasch einen Prozedurenschlüssel zu entwickeln. Ich konnte zwei Absolventinnen des von mir gehaltenen Fotbildungs-Kurses Medizinische Informatik für Ärzte (veranstaltet vom Computer-Bildungs-Institut in Wiesbaden) für diese Aufgabe anwerben und sagte zu. Im März haben wir nach vielen Sitzungen mit den Fachvertretern und intensiver Arbeit den Entwurf eines deutschen Prozdurenschlüssels abgeliefert. Die Berliner Firma ID-DIACOS intervenierte daraufhin beim Gesundheitsministerium zugunsten ihres eigenen Entwurfes. Die beiden Entwürfe untrschieden sich grundlegend. Das BMG zwang das DIMDI, mit den Kontrahenten einen neuen, dritten Entwurf zu erarbeiten. In quälenden Sitzungen wurden Kapitel für Kapitel Kompromisse gesucht und gefunden. Meine x/y-Systematik blieb erhalten, die Kapiteleinteilung wurde jedoch von der WHO-Übernommen, obwohl total veraltet und an vielen Stellen ungeeignet. (Wir hatten nur algorithmische Übertragbarkeit gefordert, uns aber gegen identische Numerierung entschieden.) Auch bei der Wahl der Nomenklatur setzte sich weitgehend ID-DIACOS mit ihrer Vorlage durch. Wir waren zwar unglücklich, aber aus höherer politischer Einsicht zum Kompromiss gezwungen. Ich hielt und halte den OPS-Kompromis für eine MIssgeburt.
  4. ZInfo-Krise: Im Universitätsklinikum baute ich die Datenverarbeitung auf, auch für die Verwaltung. Mir wurde zur Last gelegt, ich missbrauche Routine-Kräfte für die Forschung. Es war umgekehrt. Als das Routine-Rechenzentrum aus dem Zentrum der medizinischen Informatik (ZInfo) aus- und der Verwaltung als Dezernat angegliedert wurde, wuchs der Personalbestand sofort massiv, um ein Vielfaches. Die Vorwürfe haben mich seinerzeit zu einer Gegendarstellung bewogen.